Publikationen - Jahreskarte 2018
Günter Haese,
Don Quichote, 1963, Messing und Fournituren,
32,5 x 26 x 25 cm, Privatbesitz
GÜNTER HAESE
Günter Haese 18. Februar 1924 Kiel - 30. November 2016 Hannover
Eine ausführliche Biographie finden Sie in der Publikation: Günter Haese, Optimus II in der "Skulpturen-
sammlung Viersen", herausgegeben vom Verein für Heimatpflege e. V. Viersen,
ISBN 978-3-9808779-6-1
Günter Haese und seine Partnerin Eri Krippner waren großartige Freunde und Förderer der "Skulpturensammlung Viersen".
Jahreskarte 2018 als
Günter Haese formte filigrane Gebilde aus Draht. Messing und Phosphorbronze waren seine Materialien, mit denen er geschnitten und gebogen, als Geflecht oder als Spirale, verlötet und zu räumlich-plastischen Gebilden zusammengefügt, eine einzigartige Körperlichkeit entwarf.
Bis zur Plastik „Optimus II" für die "Skulpturensammlung Viersen" hat er alles selbst gemacht und seine Arbeiten haben sich in überschaubaren
Größen (ca. 50-200 cm Höhe) gehalten. Die Transportschachteln aus Holz wurden ebenfalls eigenhändig, zusammen mit den Objekten, die sie aufnehmen sollten, hergestellt.
Haese lieferte alles komplett, das fertiggestellte Werk, seine Aufbewahrung und zuletzt den Titel, der zumeist einer poetischen Assoziation folgend, formuliert und
manchmal abgeändert wurde.
Seit 1963 hat er mit großem Erfolg sein Werk zu internationaler Geltung bringen können und diese Stellung bis zu seinem Tod behauptet.
Mit seinem Engagement für die Skulpturensammlung Viersen ging Haese erstmals andere Wege. Nach langer Überlegung, mehreren Ortsbesichtigungen und intensiven Gesprächen wurde
für ihn die Möglichkeit einer Monumentalplastik im öffentlichen Raum und dazu noch in einem Ensemble völlig andersartiger, zeitgenössischer Werke zu einer
künstlerischen Herausforderung, der er sich mit der ihm eigenen Behutsamkeit stellte.
Natürlich ging es dabei nicht einfach nur um eine Vergrößerung der Maße eines Haese-Objektes, sondern vor allem darum, in die neue Situation die
künstlerischen Qualitäten des bisherigen Werkes einzubringen: Die feíngliedrige und zarte Bauweise aus Draht, die durchbrochene Räumlichkeit, die
vibrierende Beweglichkeit seiner einzelnen Glieder und ihre Reaktionsfähigkeit auf Luftbewegungen, Licht- und Glanzreflexe im Zusammenspiel mit festen
und beweglichen Teilen der Konstruktion und die spielerische Beschreibung des lufterfüllten Raumes als eine belebte Sphäre.
Eine der bloßen Mechanik beraubte Kinetik, die sich in eine fast organisch zu nennende Bewegungswillkür umformt. Das gebaute Gestell als Organ - daher der
immer wieder vorgebrachte Vergleich mit Antennen und Raumsonden, den Haeses Objekte evozieren. Sie weisen in die Weite des Raumes und behaupten die
Möglichkeit seiner Durchquerung. Zugleich sind sie zellenartige Bauten, in denen Reihung, Regelmäßigkeit und Abgeschiedenheit eines inneren wie durch
eine transparente Haut als mögliche Beweglichkeit in sich erfahrbar wird. Zellenaufbau und Tentakel, Fühler und Antenne und zugleich gegliederter,
seriell aufgebauter und regelhaft erscheinender Körper, in dem die Bewegung als eine seiner möglichen Seinsweisen wie ein sporadischer Reflex oder auch wie ein wehender
Atem - als unendlich zarte Empfindung - erscheint.
Mit veränderten statischen Bedingungen und anderen Gewichtsverhältnissen dieser subtilen Ästhetik zu entsprechen, war nicht leicht. Eine Fülle gänzlich neuer
Entscheidungen musste gefällt werden. Die Montage dieser Plastik im öffentlichen Raum war noch komplizierter als die ihres Modells.
Joachim Peter Kastner