Skulptur von

K.H. Hödicke

Kaspar

Foto: Nic Tenwiggenhorn, Berlin

Informationen zur Skulptur

Künstler

K.H. Hödicke

Skulptur

Kaspar (Gußexemplar 2/6)

Material

Bronze

Grösse

225 x 120 x 80 cm

Entstehungsjahr

1985

Aufstellungsort

seitlich vor dem Haupteingang des Kreishauses des Kreises Viersen erworben über die Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf

Weitere Bilder

Die Skulptur aus weiteren Perspektiven

Die bronzene Bildsäule Kaspar besteht aus einem tektonisch kubischen und einem anthropomorph körperlichen Teil. Beide Teile sind vertikal zu einem Gebilde auf- und ineinandergestellt. Der figürliche Teil ist zwar in den Aufbau der Bildsäule integriert, aber sprengt er deren Form und Vertikalität oberhalb der Mitte vehement auseinander.

Auf einem dreiteiligen, aus versetzt übereinandergestellten, unregelmäßigen Kuben gebildeten Unterbau thront ein dicker Kugelbauch. Wurstige babyhafte Beine klammern sich an die Kanten des dritten Kubus.

Auf dem Kugelbauch liegt eine flache, zweiteilig geöffnete Schachtel als Oberkörper, dessen vertikale Seiten in drei Richtungen hin zu großen, flachen Handarmen wie Wegweiser verlängert sind. Die gespreizten häßlichen Finger verstärken den Eindruck eines expressiv auseinandergerissenen Körpers. Der oben liegende vierte Kubus ist Träger und Behältnis eines in drei Gesichtern erscheinenden Kopfes einerseits und andererseits eine geschlossene Weiterführung des Bildsäulenaufbaus im Ganzen. Über dem geöffneten Oberkörper liegt das „Hauptgesicht“: eine im Flachrelief geformte Maske mit „gesenktem“ Blick und kreisrund geöffnetem Mund.

Das Hauptgesicht weist zwar auf eine Hauptgesichtseite hin, zugleich aber wird man schnell dazu verleitet, die Bildsäule zu umschreiten, den Körper und die Bauform der Säule und das Zusammengewachsensein beider zu ergründen, Gesicht und Ausdruck aus anderer Sicht neu zu suchen. Beim Umgang um die Säule erschließt sich erst, wie sehr die Plastik ihrerseits das Rundum, die Drehung der Körper und Flächen, den Wechsel der Ansichtsseiten spielerisch entfaltet. Entstanden ist die Bildersäule durch ein Übereinanderstellen verschiedener Hohlkörper und eine sie kaschierende Überarbeitung mit Gips und anderen stabilisierenden Materialien.

Die dabei auftretenden Schlieren und Spuren im weichen, aber schnell erstarrenden Gips erzeugen die durchaus malerisch zu nennende Oberflächenwirkung. Sie wird durch die Bronze getreu abgeformt. Die ‚tache‘, der fleckenartige Anwurf des Materials, und ihre manuelle Vertreibung bleibt ambivalent aufzufassen: einerseits ist sie Spur und Ausdruck einer freien Aktion, andererseits funktioniert sie als Teil eines Vorgangs der Körperbildung, also gegenständlich präzisierend. Der Körper wird durch die Materialarbeit an der Oberfläche einerseits gebildet und bestimmt, andererseits aber überdeckt und überspielt. Es geht Hödicke nicht allein um diesen Körper, sondern zugleich um das, was ihn wie eine Haut oder wie Schlamm überdeckt und beweglich umspielt.

In der Bronzeplastik wird diese ‚Haut‘ abermals mit einer ‚fremden‘ Struktur überschüttet, der grünen Patina, die, künstlich erzeugt, ihre eigenen Verläufe und Flüsse hinterlässt. Das Verhältnis von gegenständlicher Körperlichkeit und freier malerischer Aktion prägt Hödickes Werk generell. Meine individuelle Eigenart, meine ganz persönliche Verrücktheit, hat mich bewogen, Gegenstände darein fallen zu lassen wie in einen Farbsumpf. Und die tun dann was. Die wollen verarbeitet werden . . . Der Gegenstand als das absolut andere, als der Fremdkörper in einem an sich gegenstandslosen Fluss von Farbe, einer Bewegung von Materie auf einer Fläche … In dieser Differenz entfaltet sich Hödickes Werk als ein Paradigma für die Möglichkeit von Bild überhaupt.

Biografie & künstlerischer Werdegang

K.H. Hödicke

1938

geboren in Nürnberg

1959-1964

Studium an der Hochschule der Bildenden Künste, Berlin, bei Prof. Fred Thieler

1974

Professor an der Hochschule der Künste, Berlin

1980

Mitglied der Akademie der Künste, Berlin-Brandenburg

lebt und arbeitet in Berlin

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