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Skulptur von
In unmittelbarer Nähe zum politischen Zentrum der Stadt Viersen, genauer gesagt an der Seite des Stadthauses mit dem Büro des Bürgermeisters, erhebt sich die „Frau mit Armen“ des Künstlers Georg Ettl. (Bald wurde für sie der Name „Starke Frau“ geläufig.) Das höchste Amt der Stadt war über viele Jahre hinweg von Frauen besetzt. Wenige individuelle Details gibt die Skulptur von sich preis und ist dennoch eine überzeugende Erscheinung. Die knapp fünf Meter hohe Silhouette einer Frau wurde per Laser aus Corten-Stahl ausgeschnitten. Die Figur ist allein durch den Titel als Frau zu identifizieren; lange Haare und Stöckelschuhe sind längst nicht mehr eindeutige Merkmale oder Accessoires einer Frau. In einer extrem aufrechten Haltung ist sie im Begriff voranzuschreiten, den rechten Arm hält sie am Körper nach hinten, den linken hebt sie an und spannt ihn so an, dass der Bizeps deutlich anschwillt. Der Mund ist leicht geöffnet. Ihre Größe wird durch ihre Position auf einem Podest zusätzlich betont. Der Sockel hat in der Kunstgeschichte eine wechselnde Funktion erlebt. Mal diente er der Stabilisierung, mal dem Schutz, mal der Überhöhung der gezeigten Person. Für die starke Frau von Georg Ettl ist das 240 Zentimeter hohe Podest unverzichtbar, betont es doch die Stärke, Kraft, Größe und Durchsetzungsfähigkeit der Frau. Es scheint, als sei sie auf ein Podest gestiegen, um einer großen Menschenmenge mitzuteilen, was sie zu sagen hat. Vielleicht wird auch „der Frau an sich“ ein Denkmal gesetzt?
1986 konstruierte Ettl einen abstrahierten Kopf. Aus dieser Arbeit heraus entwickelten sich seit 1990 die nachfolgenden menschlichen Figuren – sowohl weibliche als auch männliche.
Georg Ettls Menschenbilder sind schablonenhaft, alterslos, kompromisslos, nackt – bis auf die Schuhe. Es ist nicht unwesentlich, im Titel der Skulptur vor dem Stadthaus zu erwähnen, dass diese Frau Arme besitzt. Denn das ist in den figurativen Plastiken ebenso wie in den Zeichnungen von Georg Ettl längst nicht selbstverständlich. Reduziert und scherenschnittartig, klar und eindeutig – so wirken die Arbeiten. Sie stehen als Schablone für Mensch (und auch für Tiere, denen sich der Bildhauer ebenfalls zugewandt hat) und fordern durch ihre Scherenschnittartigkeit zur Assoziation durch die Betrachtenden auf.
Autorin: Sigrid Blomen-Radermacher
Biografie & künstlerischer Werdegang
Georg Ettl (* 1940 in Nittenau, † 2014 in Viersen). Mit 19 Jahren wanderte Ettl nach Detroit aus, um dort eine Ausbildung zum Werkzeugmacher und technischen Zeichner zu absolvieren. Er studierte Literatur, Philosophie und Kunst an der Wayne State University in Detroit. 1963 übersiedelte er nach Frankreich und setzte seine Studien an der Sorbonne fort. In den USA schloss er das Kunststudium ab und lehrte dort. 1973 ließ er sich in Viersen nieder, wo er als Kunsterzieher und Künstler tätig war.
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