Publikationen - Jahreskarte 2005

ERWIN HEERICH
Die Zeichnung bzw. Grafik eines angeschnittenen Apfels besteht aus geraden Linien und Kreissegmenten, deren Kombination ein sachliches Bild ergibt. Ausgangspunkt ist also nicht eine naturalistische Studie, sondern
umgekehrt ein formales lineares Spiel, das bei dieser frühen Zeichnung
noch fast traditionell bildlich geordnet zum Stillleben wird.
(Jahreskarte 2005 als
1922 | am 29. November in Kassel geboren. |
1941-44 | Kriegsdienst. |
1945 | Künstlerisches Studium bei Ewald Mataré, Kunstakademie Düsseldorf. |
1950-54 | Meisteratelier und Beginn selbständiger künstlerischer Arbeit. Erste Plastiken aus Karton, isometrische Zeichnungen. |
1957 | Assistent von Ewald Mataré an der Sommerakademie von Oskar Kokoschka in Salzburg. |
1964 | Erste Ausstellung von Kartonplastiken im Haus van der Grinten, Kranenburg. |
1967 | Städtisches Museum Mönchengladbach |
1968 |
New York, Dwan Gallery; Eindhoven, Stadelijk van Abbe Museum; Kassel, Documenta IV; Duisburg, Wilhelm-Lehmbruck-Museum; Berlin, Düsseldorf, Slg. Ströher. |
1969 | Berufung an die Kunstakademie Düsseldorf. |
1970 | Edinburgh,"Strategy get Arts", International Festival. |
1971 | Tokyo, Zeitgenössische deutsche Kunst |
1973 | Sao Paolo, Brasilien, XII.Biennale. |
1974 | Mitglied der Akademie der Künste Berlin (1992 ausgetreten, Wiedereintritt 1998). |
1977 | Kassel, Documenta VI. |
1978 | Will-Grohmann-Preis der Akademie der Künste, Berlin. |
1983 | Planung der Bauten der Museumsinsel Hombroich, Neuss. |
1987 | Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt am Main. |
1991 | New York, Queens Museum of Art. |
1992 | Duisburg, Wilhelm-Lehmbruck-Museum; Jyvaskülä, Finnland, Alvar-Aalto-Museum; Kranenburg, Museum Katharinenhof, "Gestalt und Farbe" |
1996 | Piepenbrock-Preis für Skulptur; Venedig, Palazzo Vendramin, 6. International Exhibition of Architecture. |
1997 | Frankfurt a.M., Deutsches Architektur-Museum; E. Heerich - Symposion im Edinburgh College of Art und in der Matthew Architecture Gallery, University of Edinburgh. |
2001 | Duisburg, Wilhelm-Lehmbruck-Museum; Berlin, Akademie der Künste, Erwin Heerich, Insel, Skulptur - Architektur, In der Reihe: Sehen und Denken 14. |
2004 | gestorben am 6. November, Beisetzung auf dem Friedhof in Düsseldorf-Heerdt. |
Publikationen-Auswahl
Ausstellungskatalog: Erwin Heerich, Karton- und Stahlplastiken. Zeichnungen und Pläne.
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1972 (mit Beiträgen von Karl-
Heinz Hering, Franz Josef van der Grinten und Jean Leering).
Ausstellungskatalog: Erwin Heerich, Plastische Prozesse. Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg. Europäisches
Zentrum moderner Skulptur. Duisburg 1992 (mit Beiträgen von Christoph Brockhaus und
Regine Lippka).
Kastner, Joachim Peter: Erwin Heerich. Verlag der Buchhandlung Walther
König, Köln 1991.
Erwin Heerich. Museum Insel Hombroich. Hrsg. Kunsthaus Bregenz.
Archiv Kunst Architektur, Edelbert Köb. Stuttgart 1996 (mit Beiträgen von J. P. Kastner
und Walter Zschokke).
Erwin Heerich studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ewald
Mataré und lehrte selbst dort seit 1969. Einen Schwerpunkt seines Werkes
bilden Skulpturen aus Karton und diesen Skulpturen entsprechende
Planzeichnungen.
Seit den 70er Jahren hat Heerich Gelegenheit, im Außenraum, in
Natur und Stadt, monumentale plastische Akzente zu setzen. Für die
Skulpturensammlung Viersen entsteht 1989 das große "Monument" aus
Basaltlava und später eine Vogeltränke, mehrere Parkbänke und nicht
zuletzt das Alphabet für die Beschriftungstafeln der Sammlung.
Auf Veranlassung des Düsseldorfer Kunstsammlers Karl Heinrich Müller
beginnt Heerich zu Beginn der 80er Jahre seine skulpturalen Entwürfe als
mögliche Bauwerke zu planen. Hierbei erlangt der Innenraum zunehmende
Bedeutung.
Über mehr als zwanzig Jahre lang hat Heerich seine Vorstellung vom
skulpturalen Bauen entwickeln und in einer Folge freistehender Einzelbauten
verwirklichen können. In Neuss-Hombroich ist dabei zugleich eine neue Art
von Museum entstanden, getragen von den zerstreut liegenden Bauwerken,
die zusammen mit der neu geschaffenen Landschaft und den ausgestellten
Kunstwerken der Sammlung K. H. Müller das Museum Insel Hombroich
bilden.
Auf dem Gelände einer benachbarten ehemaligen Raketenstation wurden
in den 90er Jahren einige Bauten mit stärker betonter AufgabensteIlung
errichtet. Ein sog. Wissenschaftszentrum, ein Wohnhaus, ein Andachts- oder
Konzentrationsraum und eine klosterähnliche Herberge sind nach Heerichs
Entwürfen und mit seiner intensiven Beteiligung zusammen mit Bauten
anderer Künstler und Architekten wie Per Kirkeby, Eduardo Chillida oder
Tadao Ando zu einem noch nicht abgeschlossenen Ensemble vereint.
Das künstlerische Werk Erwin Heerichs kann im Zusammenhang mit
anderen internationalen Erscheinungen der minimal art und als spezifische
Form des Rückgriffs auf primäre Strukturen angesehen werden. Es ist
jedoch ganz selbständig in den 50er Jahren von ihm in einzigartiger
Klarheit entwickelt worden und hat sich dann in den folgenden Jahrzehnten
in Zeichnung, Grafik und Collage, als Bildteppich oder als Skulptur und
schließlich als Bauwerk vielseitig entwickeln und entfalten können.
J. P. Kastner